Geheimnisvolle Pflanzenwelt – Die mystischen Geschichten hinter den Giftpflanzen.

11. August 2016

Pflanzen liefern Sauerstoff, ernähren und halten uns gesund. Ägypter, Griechen und Römer legten lange vor Beginn unserer Zeitrechnung den Grundstein der Pflanzenheilkunde. Sie sammelten stetig Kenntnisse und gaben sie nachfolgenden Generationen weiter. Diese Überlieferungen haben entschieden zum Fortschritt der heutigen Medizin beigetragen. Pflanzenheilkunde hat nicht den Anspruch, chemische Medikation zu ersetzen, dennoch kann sie unterstützend eingesetzt werden. Homöopathische Mittel können preiswert Linderung verschaffen und bei kleineren
Erkrankungen, wie z.B. Husten, Grippe und Nervosität, medikamentöse Behandlung ersetzen.

Man unterscheidet die Entwicklung der Pflanzenkunde in drei grundlegende Phasen. Der ägyptischen, griechischen sowie römischen Antike. Sie sammelten enorme Erfahrungen auf diesen Gebieten. Über Arabien fanden diese Informationen auch ihren Weg irgendwann nach Europa. Der deutsche Ägyptologe Georg Ebers erwarb 1873 eine Rolle aus Papyrus mit dem Titel: “Hier beginnt das Buch zur Herstellung von Heilmitteln für alle Partien des menschlichen Körpers”. Es stellte sich heraus, dass dieses Schriftstück 2400 Jahre vor Christus erstellt wurde. Der griechische Philosoph Herodot berichtet: “In Ägypten ist jeder Arzt für nur eine Krankheit zuständig”. Berichten zu Folge, gab es am Tempel von Edfu in Oberägypten eine der ersten Schulen für Heilkunde, welche über eigene Kräutergärten verfügte.

Die Erkenntnisse der Ägypter gelangten an die Griechen. Universalgelehrte wie Aristoteles oder Hippokrates befassten sich ausgiebig mit der Naturgeschichte und Botanik. Hippokrates galt als “Vater der Heilkunde”. Er erforschte mit seinen Schülern die Gesamtheit der pflanzlichen Medizin und verfasste eine Sammlung von Abhandlungen, dem “Corpus Hippocratium”. In der Sammlung wird für jede Krankheit das pflanzliche Heilmittel sowie dessen Nutzungsweise geschildert. Nach dieser Abhandlung folgten noch weitere. Im zweiten Jahrhundert vor Christus listete der römische Staatsmann “Cato der Ältere” in einem mehrbändigen Werk über die Landwirtschaft, 120 Heilpflanzen auf, welche man im eigenen Garten pflanzen könnte. Im Jahre 100 veröffentlichte der griechische Arzt Dioskurides ein Werk über 500 Heilmittel pflanzlicher, mineralischer oder tierischer Herkunft. Es folgte ein 37-bändiges Naturgeschichtswerk von Plinius, was scheinbar ein paar sehr fantasievolle Beschreibungen enthielt. Im Mittelalter geriet die botanische Wissenschaft etwas ins Stolpern. Man unterschied nicht zwischen Wissenschaft und Hexerei. Dies war dem Fortschritt natürlich hinderlich. Jedoch war es den gelehrten Mönchen möglich, die lateinischen und griechischen Überlieferungen zu lesen und zu studieren. Sie legten Gärten an und behandelten Kranke mit eigens angebauten Pflanzen.

Die heiliggesprochene Hildegard von Bingen spielte im 11. Jahrhundert eine besonders wichtige Rolle für das Zusammentragen neuer Erkenntnisse über die Pflanzenwelt. Sie schrieb in Ihren Büchern nicht nur bereits überlieferte Kenntnisse nieder, sondern ergänzte sie durch eigene Beobachtungen. In der Renaissance entwickelte sich die Pflanzenheilkunde in eine neue Richtung. Durch Reisen nach Indien und Amerika erlangte man neue Kenntnisse bisher unbekannter Pflanzen und derer Heilkräfte. Experimente an diesen Gewächsen und stetige Beobachtungen wurden in den Vordergrund gerückt. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts versuchte der Baseler Arzt Paracelsus die “Seele” der Pflanzen, von der er vermutete, dass davon Heilkräfte ausgingen, zu untersuchen. Er stellte die Theorie auf, dass die Eigenschaften der Pflanzen im direkten Zusammenhang mit ihrem Aussehen stünden. Die Ergebnisse dieser Untersuchung fasste er unter dem Begriff “Signaturlehre” zusammen.

Durch Ausbau der Seestraßen im 15. Jahrhundert war es möglich Pflanzen zu importieren und das Repertoire der Pflanzenkunde zu erweitern. Unter den eingeführten Pflanzen waren wichtige Substanzen, die selbst heute noch Verwendung finden. 1694 löste der deutscher Botaniker und Mediziner Rudolf Jakob Camerarius in Tübingen das Geheimnis der Sexualität von Samenpflanzen. Er fand heraus, dass sich reife Samen nur bilden, wenn die Narbe mit Blütenstaub bestäubt wird. Darauf aufbauend beschäftigte sich 1866 der Mönch Gregor Mendel aus Brüh, anhand von Versuchen an Erbsen, mit den Vererbungsgesetzen der Pflanzen. Dies war die Geburtsstunde der klassischen Genetik. Ende des 16. Jahrhundert wurde das Mikroskop erfunden. Es ermöglichte die Feinstruktur von Pflanzen besser zu erkennen. Im 18 Jahrhundert erlangte man dank Verknüpfungen der Chemie- und Biologieforschungen einen Durchbruch. Es gelang die wirksamen Substanzen von Heilkräutern zu isolieren. Viele dieser Verbindungen kann man heute künstlich herstellen. Allerdings nicht alle, denn gewisse Substanzen können bis heute nicht vollständig synthetisch hergestellt werden. Klar ist aber eines: Im Allgemeinen verträgt der menschliche Organismus pflanzliche Stoffe besser als synthetische.

 

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Madeleine Degenhardt 2012/16